Über Neuweltkameliden

Herkunft

Das Alpaka und Lama ist eine aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kamelform. Alpakas werden vorwiegend ihrer Wolle wegen gezüchtet. Ca. 80 % des weltweiten Bestandes lebt in Peru. In Deutschland gibt es nur etwa 20.000 Alpakas, von denen etwa 1000 Tiere Suris sind. Alpakas stammen von der Wildform „Vicunja“ ab. Lamas wiederum werden hauptsächlich als Lastentiere gezüchtet. Sie können Gepäck von bis zu 30 kg transportieren und sind durch ihre Fußform (Schwielensohlen) und ihres Passganges sehr trittsicher.

Steckbrief Alpaka

  • Wildforn: Vicunja
  • Arten: Huacaya, Suri
  • Größe: 80 – 100 cm
  • Gewicht: 60 – 80 kg
  • Nachkommen: 1/Jahr
  • Lebenserwartung: ca. 20 – 25 Jahre
  • Tragzeit: 330 – 380 Tage
  • Nahrung: Proteinarmes Gras, Heu, Mineralien in Pulverform. Alpakas sind Diabetiker und dürfen kein Obst, Brot, Zucker und Getreide zu fressen bekommen.

Steckbrief Lama

  • Wildforn: Guanako
  • Arten: Classic, Medium wool, Wooly, Suri, Silky
  • Größe: 110 – 140 cm
  • Gewicht: 120 – 225 kg
  • Nachkommen: 1/Jahr
  • Lebenserwartung: ca. 20 – 25 Jahre
  • Tragzeit: 330 – 380 Tage
  • Nahrung: Proteinarmes Gras, Heu, Mineralien in Pulverform. Lamas sind Diabetiker und dürfen kein Obst, Brot, Zucker und Getreide zu fressen bekommen.

Faser-Daten

HERZ Rasmus Maximus 1. Vlies
  • Schur: einmal pro Jahr
  • Ertrag: 1-4 kg
  • Faserlänge: bis 25 cm
  • Farben: 22 reine Farben und 64 Schattierungen
  • Wollfett: nicht nachweisbar, daher Allergiker geeignet

Feinheitsstufen

  • Ultra Royal: < 16,9 Mikron
  • Royal Baby: 17 – 20 Mikron
  • Baby Alpaka: 20,1 – 23
  • Superfine: 24 – 26,9
  • Medium: 27,0 – 30,9
  • Strong: 31 – 35,9
  • Coarse: >36

Faserhistogramme

  • AFD (Average fibre diameter): Zeigt die durchschnittliche Feinheit der Faser in Mikron an. Je niedriger desto
    besser.
  • SD (Standard Deviation): Zeigt die Gleichmäßigkeit der Faser an. Ein Wert unter 4 ist optimal.
  • CV (Coefficient of Variation): Zeigt ebenfalls die Gleichmäßigkeit. Ein CV unter 24 ist gut, unter 20 sehr gut.
  • >30 Mikorn: Zeigt die Faser die höher als 30 Mikron ist. Umso weniger umso besser.
  • Comfort Factor: ist der Umkerschluss zum >30 Mikron
  • MC (Mean Curvature): zeigt die Dehnbarkeit der Faser an. Dieser Wert sollte über 40 sein. Bei weißen Tieren bestenfalls über 50.
  • Spin Fineness: zeigt an, welchen Mikron-Wert die Faser nach der Verarbeitung zu Garn haben wird.

Das Huacaya-Alpaka

Das Huacaya ist in Europa weit verbreitet und daher auch die bekanntere Art. Das Vlies besteht aus sehr weichen Fasern, die sehr dicht und lotrecht zum Körper wachsen. Sie weisen einen definierten Crimp (feine Wellenbildung) auf. Durch das sehr dichte, voluminöse Vlies sind die Tiere sehr robust gegenüber harter Witterung. Huacaya-Alpakas müssen jährlich geschoren werden, um einen Hitzschlag im Sommer zu vermeiden. Das dadurch gewonnene Vlies kann zu Produkten wie z.B. Garn, Filz, Bettdecken und Seife verarbeitet werden. Diese Endprodukte sind super thermo-regulierend und sehr leicht. Sie sind sogar für Allergiker geeignet, da das Vlies im Gegensatz zu Schafwolle kein Lanolin (Wollfett) enthält. Außerdem wirken die unbehandelten Naturfasern antibakteriell. Huacaya-Vlies hat eine 5-fache Wärmeisolierung im Vergleich zu Schafwolle. Eine gleichwarme Alpakadecke wiegt somit nur 20 % einer Schafwolldecke.

Das Suri-Alpaka

HERZ Solea

Das Suri-Alpaka ist eine sehr seltene Alpaka-Art. Nur etwa 5-10 % aller Alpakas weltweit sind Suris. In Deutschland leben etwa 1000 Suris. Das Suri-Vlies unterscheidet sich von den Fasereigenschaften deutlich von dem Huacaya-Vlies. Es weist einen starken Glanz auf und fühlt sich seidig weich an. Die Struktur ist lockenförmig und tendenziell länger als das Haar vom Huacaya. Das Vlies scheitelt sich auf dem Rücken und hängt in feinen Stränen, die sich in kleinen Locken drehen vom Körper herab. Bei Suris reicht es, wenn diese alle 2 Jahre geschoren werden, da diese nicht so ein Vlies-Volumen wie die Huacayas aufbauen. Suris sind dadurch auch kälteempfindlicher. Das Suri-Vlies eignet sich hervorragend zur Produktion feinster Stoffe wie z.B. Anzüge, Krawatten, Hemden, Schals. Die Verarbeitung ist in Deutschland bedeutend aufwändiger und schwieriger.

Das Classic-Lama

Das Classic-Lama ist in Europa am weitesten verbreitet.

Das Classic-Lama war ursprünglich der größte und kräftigste Typ. Durch das fortschreitende Entfallen der Packtierfunktion in Südamerika, wurden die Lamas ab der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts immer kleiner. Der ursprüngliche Typ ist großrahmig, der Kopf kräftig und mehr oder weniger ramsnasig mit großen, leicht bis stark geschwungenen Ohren. Das Vlies ist doppelt und besteht aus extrem feinen, weichen und dichten Unterfasern die von langen, glänzenden, geraden Grannenhaaren bedeckt sind. Diese Grannenhaare bieten einen super Schutz gegen Wind und Regen und wurden aufgrund ihrer hohen Stabilität und Reißfestigkeit früher von den Inkas zu Seile weiter verarbeitet. Der Kopf ist unbewollt, der Hals nur wenig mehr, mit einer markanten groben Mähne im Nacken. Am meist rechteckigen Rumpf ist die Bewollung ausgeprägt, die Beine wiederum sind kurzhaarig. Classics brauchen 2 Jahre, damit ihre Fasern nach einer Schur wieder nachwachsen. Das Classic-Lama ist der einzige Typ, der seine Fasern auch von allein verliert und muss daher nicht zwingend geschoren werden. Sie erreichen ein Stockmaß von bis zu 125 cm und können bis zu 225 kg schwer werden.

Das Medium Wool-Lama

Das Lama vom Typ medium wool ist eine Zwischenform von Classic- und Wooly-Lamas. Sie sind stark bewollte Tiere, die jedoch nicht ganz so viele Fasern am Kopf und an den Beinen unterhalb des Knies/Ellenbogens haben. Die Fasern haben den Anschein, ähnlich wie beim Huacaya-Alpaka abzustehen. Das Vlies ist wesentlich einheitlicher als beim Classic, teilt sich in mittelfeine Grannenhaare und ähnlich feines Untervlies auf. Das Vlies dieser Tiere neigt schneller zum Verfilzen als bei Woolys. Medium Wool-Lamas müssen jährlich geschoren werden: mind. Sattelschur. Sie können ebenfalls eine Größe von bis zu 125 cm erreichen.

Das Heavy Wool-Lama (Wooly)

Wooly-Lamas sind nicht so große Tiere wie die Classics. Sie erscheinen in ihrem Vlies häufig matt gegenüber dem Classic-Lama. Der Grund sind die Grannenhaare – nur diese glänzen. Das Wooly hat die feinsten Grannenhaare der Lamatypen. Diese bilden mit der Wolle meist eher ein einheitliches wirkendes Vlies. Sie haben den Anschein, ein wenig suri-ähnlich zu sein. Woolys sind stark bewollt – und zwar bis hinunter zu den Zehen. Die Faser verfilzt nicht so schnell wie beim medium wool-Lama. Wooly-Lamas sind nicht für Trekkingtouren geeignet, weil der Witterungsschutz – ähnlich wie beim Alpaka – minimiert ist.

Das Suri-Lama

Das Suri-Lama ist lt. der Britischen Lamaorganisation eine Kreuzung zwischen einem Lamas und Suri-Alpakas. Diese Theorie wurde vor einer Weile von Archäologen widerlegt, die das Vorhandensein von Suri-Lamas vor der Eroberung durch die Spanier darlegte. Außerdem konnte aufgrund von DNA-Analysen die Existenz von reinen Suri-Lamas ohne Hybridisierung nachgewiesen werden. Das Vlies hat die Eigenschaften des Suri-Alpakas. Die Tiere sind eher klein und zählen meist als stark-bewollt. Weitere Informationen zu den Fasern beim Suri-Alpaka. Es scheint so, als ob einige Wooly-Typen in ihrer Ahnenreihe Suri-Lamas hatten. Vor allem die Woolys mit „silky“-Vlies weisen eindeutige diesbezügliche Zeichen sowohl in der Oberflächenstruktur, als auch im mikrobiologischen Bereich auf.

Das Silky-Lama

Die Bewollung des Silky-Lamas besteht wohl hauptsächlich aus einem besonders feinen, geraden und glänzenden Typ Unterwolle. Es hat ähnliche Eigenschaften wie das der Suri-Lamas, nur dass sich keine Curls bilden sondern glatte Strähnen. Auch diese Variante ist sehr attraktiv, hat aber den Nachteil, sehr schmutzempfindlich zu sein, da alles daran hängen bleibt.

Trächtigkeit und Geburt

ARA Sambuca mit HERZ Somersby

Alpakas besitzen anders als bei unseren Nutztierrassen keinen zyklusgesteuerten Eisprung und somit auch keine Brunft oder Rosse. Der Eisprung wird durch den Deckakt ausgelöst und erfolgt im Liegen. Dieser Akt kann 15-45 Minuten dauern. Die Trächtigkeitsdauer bei Alpakas beträgt in der Regel ca. 11,5 Monate und es kommt immer nur 1 Fohlen zur Welt. Da die Stuten ihr Fohlen (Cria) aufgrund der sehr kurzen Zungen nicht ablecken, muss das Fohlen vom Besitzer gut abgetrocknet werden. Da das Cria in den Anden bis zum Abend hin trocknen muss um zu überleben, hat die Natur es so eingerichtet, dass die Stute ihr Fohlen meistens zwischen 9:00 und 14:00 Uhr bei gutem Wetter auf die Welt bringt. Das Fohlen wiegt bei der Geburt etwa 5-8 kg. Es sollte am Tag der Geburt mit Vitamin ADE und Selen versorgt werden. Für eine Alpaka-Geburt muss einiges an Vorbereitungen getroffen werden. Eine Fohlenbox sollte in keinem Stall fehlen. Es empfiehlt sich ein Geburtsseminar zu besuchen. Mit etwa 6-8 Monaten werden sie dann abgesetzt und wachsen dann in geschlechtlich getrennten Absetzerguppen auf.

Haltung

© Jochen Bley

Alpakas und Lamas zählen zu den Herdentieren und sollten deshalb immer in Gruppen zu mehreren Tieren gehalten werden (mindestens 3, besser 5). Sie brauchen einen Unterstand, in dem sie sich bei Regen oder Hitze unterstellen können. Der Unterstand sollte mindestens von 3 Seiten geschlossen und 2 m hoch sein.
Die vorgeschriebene Mindestgröße der Ställe beträgt 2 m² pro Tier. Da Neuweltkameliden nicht gerne dicht an dicht liegen, empfehlen wir den Tieren das Doppelte der Mindestgröße zu gönnen. Hengste und Stuten dürfen auf gar keinen Fall zusammen gehalten werden. Das gilt auch für Wallache, die schon einmal gedeckt haben. Die Hengste würden die Stuten das ganze Jahr über decken. Da der Hengst bis in die Gebärmutter deckt, würde er immer wieder Keime und Bakterien in diese bringen. Das Fohlen würde immer wieder abgetrieben werden. Das führt zu Unfruchtbarkeit und kann sogar den Tot der Stute bedeuten. In manchen Regionen ist ein Sachkundenachweis zur Haltung von Alpakas Pflicht.

Weide

Neuweltkamele sind Schwielensohler und verursachen selbst auf matschigen Böden kaum Trittschäden. Für Alpakas und Lamas sind magere Weiden besser geeignet. Ein zu hoher Proteingehalt im Gras, kann zu einer Verschlechterung der Faserqualität führen. Die Weidefläche sollte für die ersten beiden Tiere mindestens 1000 qm betragen und für jedes weitere Tier kommen 100 qm dazu. Wenn die Weide ganzjährig beweidet werden soll rechnet man ca. 12 Tiere auf 1 Hektar. Der Zaun muss mindestens 1,30 m – 1,50 m hoch sein.

Futter


Gutes Heu mit passendem Proteingehalt zur freien Verfügung. Tragende und laktierende Stuten, sowie Deckhengste und Jungtiere im Wachstum erhalten je nach Bedarf eine Kraftfuttermischung dazu. Eine spezielle Mineralstoffmischung sollte zur freien Verfügung stehen. Wir empfehlen Alpamin/Alprofos und Dr. Schaette Ursonne Rinder Laktation.
Getreide, Obst, Gemüse, Brot, Zucker darf NICHT gefüttert werden.

Pflege

Die Tiere sollten eine jährliche Impfung mit dem ImpfstoffBravoxin 10 erhalten. Außerdem sollten regelmäßig Kotproben entnommen werden, um bei Bedarf zu entwurmen. Je nach Bedarf müssen die Zehennägel und die Zähne der Tiere gekürzt werden.

Krankheiten

Lamas und Alpakas besitzen im Gegensatz zu anderen Tieren keine runden, sondern ovale Blutkörperchen. Für Blutuntersuchungen sind daher spezielle Labore notwendig. Außerdem wirken Medikamente bei Alpakas anders als auf den Packungsbeilagen angegeben. Meistens sind höhere Dosierungen nötig. Vor einem Tierkauf sollte man sich informieren, ob es in der Nähe einen Tierarzt gibt, der sich mit Alpakas auskennt oder sich wenigstens mit dem Thema auseinandersetzen möchte.

Was macht man mit Neuwelkameliden

Wanderung in Drantum
  • Sie sind hervorragende Therapietiere. Man nennt sie nicht umsonst die Delfine der Weide.
  • Lamas können als Packtiere bei Trekkingtouren genutzt werden. Sie können bis zu 40 kg tragen
  • Alpakas liefern eine der wertvollsten und hochwertigsten Fasern weltweit. Es sind keine negativen Eigenschaften bekannt. Daher ist das Alpaka-Vlies in der Industrie sehr begehrt.